"Don't Worry Darling" - The Matrix auf rechts gekrempelt

Léolo Jung
Kultur Kritik

Ohne zu Spoilern kann man an dieser Stelle nicht viel schreiben. Ich versuche es mal trotzdem einigermaßen spoilerfrei.

Die Filmmacher:innen - allen voran Regisseurin Olivia Wilde - nehmen den Topos "redpilled" (The Matrix) auf verschiedenen Meta-Ebenen auf und werfen uns zurück in eine Utopie der Regression, die "60er". In einer Trabantenstadt "the victory project" im Süden der USA begegnen wir den Protagonisten, gespielt von Florence Pugh und Harry Styles. Umgeben ist die Stadt von einer kargen Wüste, in welcher auch der gleichnamige Arbeitgeber der Stadt angesiedelt ist, ein ominöses Unternehmen welches an sogenannten "progressive materials" - eine etwas sehr offensichtliche Pointe - forscht. Aber irgendetwas stimmt nicht mit der Stadt...

Der Film erzählt uns von einer Entwicklung, die die Gesellschaft durchfließt, eine Geschichte derer Andrew Tate nur eine Symptomatik ist. Passend dazu, Bernd Höcke: „Wir müssen unsere Männlichkeit wiederentdecken [...]“ Es geht um die Zurück-Besinnung auf alte neue Werte, ein Schwelgen in nie erlebten vergangenen Zeiten. Und Gewalt bleibt dabei nicht das letzte Mittel.

Dass man auf TikTok und Instagram geradezu überhäuft wird von Männern - oft als Coaches auftretend -, die einem erzählen wie Frauen zu sein haben und nebenbei Ihre "Finanzprodukte" (i.d.R. Pyramidensysteme) zum Verkauf anbieten ist kein Zufall, sondern Ausdruck der engen Verbindung von Patriarchat und Kapitalismus. Auch das wird im Film allegorisch behandelt.

Der Film schafft zwar nicht alles vollumfänglich darzustellen, auch greift er vieles eher als Referenz auf. Jedoch kann er die Brutalität und Ausweglosigkeit der modernen Gesellschaft skizzieren. Am Ende gibt es (Achtung Spoiler) ein "Happy" End, aber ist die Protagonistin tatsächlich entkommen? "Don't Worry Darling" regt an zum kritischen Denken.

Eine moderne Interpretation von "The Matrix", generell besticht der Film durch viele Referenzen an Klassiker, bleibt dabei aber einer recht engen Interpretationsweise treu.

Sehenswert.

Tiefer könnt Ihr in die Analyse bei Wolfgang M. Schmidt einsteigen, der eine sehr fruchtbare Verbindung des Films und Jordan B. Peterson aufmacht.