"Memorandum 2023 - Globalisierung am Ende - Zeit für Alternativen". Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, PapyRossa
Buchvorstellung:
"Memorandum 2023 - Globalisierung am Ende - Zeit für Alternativen".
Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, PapyRossa
„Der Staat ist weltweit zurück als Akteur auf der wirtschaftspolitischen Bühne."
Aus der Kurzfassung des Memorandum
Dieses Buch lohnt jährlich gelesen zu werden und ist mit seinen etwas mehr als 230 Seiten auch gut schaff- und lesbar. Für Alle, die sich da nicht so sicher sind, empfiehlt sich zumindest die Kurzfassung, die kurz vor Buchveröffentlichung im Umkreis der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschafts-politik rundgeht und von hunderten gezeichnet wird (s.u.).
Das diesjährige Memorandum ist ein Ritt durch die Weltwirtschaft und ihre Auswirkung auf die in die Globalisierung eingebundene deutsche Wirtschaft angesichts der derzeitigen Mehrfachkrise (Krieg mit Energiekrise, Covid-Nachwirkungen, Klimakrise). Neben sachkundigen Ausführungen zur Inflation und zur Arbeitsmarktpolitik findet man eine Auseinandersetzung mit dem Ende der fossilen Energien und aus meiner Sicht auch erstmalig deutlich formuliert eine Suffizienzstrategie "als notwendige Kernstrategie zur Karbonisierung". Dahinter verbirgt sich nichts anderes als der Ausblick auf kommende Verteilungskämpfe um das Recht zur Verschmutzung dieser Welt, wenn man denn überhaupt noch Klima und Umwelt retten will; es geht um geringeren Verbrauch oder besser gesagt Konsumreduktion oder (traut man es sich zu sagen?) Verzicht. Dies ist ein so extrem wichtiges Feld für linke Politik, dass ich jedem die Lektüre dieses Kapitels anempfehle, denn das Problem mit diesem Ansatz ist bisher, "dass die meisten Analysen von Suffizienzpolitik die Ungleichverteilung von Einkommen, Vermögen, Macht und Teilhabe ignorieren. [...] Die Frage, wie viel aus ökologischen Gründen genug ist, führt in einer ungleichen Gesellschaft zu der berechtigten Gegenfrage: Genug für wen?"
Hervorgehoben als Bereich zur Anwendung von Suffizienzansätzen wird die Wohnungspolitik. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf ist in den vergangenen 30 Jahren von 35m² auf 47m² angestiegen. Dabei trägt jeder neue bewohnt Quadratmeter zu einer Erhöhung des Energieverbauchs bei, sodass die Wohnfläche eine der wichtigsten Stellschrauben für Klimaschutz im Gebäudesektor ist. Während der Mietmarkt in seiner bekannten Brutalität für die unteren Einkommensgruppen bereits den Wunsch nach mehr Wohnfläche durch die steigenden Preise pulverisiert, haben die oberen Einkommensschichten diese Probleme weniger - weder auf dem Mietmarkt noch auf dem Eigentumsmarkt. Damit ist aber klar, dass eine Suffizienzstrategie vor allem die oberen Einkommens- und Vermögensschichten treffen muss - Verzicht von oben eben.
Es gehört aber auch zur Wahrheit, dass oft große Wohnflächen von älteren Menschen bewohnt werden, deren Kinder nach und nach die Wohnung verlassen haben ("Empty-Nest-Phänomen") und die die großen Wohnflächen kaum noch versorgen können. Kleinere Wohnungen sind aber oft teurer, sodass ein Umzug verstellt ist. Statt immer nur neu zu bauen - mit zweifelhaftem Erfolg - also lieber tauschen mit rechtlicher Preisabsicherung. Hier wird auf Österreich verwiesen, wo man schon weiter ist. Dies war womöglich auch Anlass noch ein Kapitel mit einem Sozialstaatsvergleich Österreich-Deutschland anzufügen. Dieser fällt deutlich zugunsten Österreichs aus, ohne dass das Land zusammengebrochen wäre. Aber die Ampel streitet sich um eine Grundsicherung für Kinder...
Die Kurzfassung findet Ihr hier: